Wahl Behindertensportler*in des Jahres 2025

Eine Frau und ein Mann sitzen in einem Ruderboot-Zweier und rudern angestrengt. Sie tragen ein Deutschland-Trikot, eine Brille und ein weißes Cappie.

Im Bronze-Zweier bei den Paralympischen Spielen 2024 · Maren Derlien

ProSenis fördert den Sport

Wie in jedem Jahr unterstützt die ProSenis GmbH die Wahl zum Behindertensportler*in des Jahres und unterstützt dieses Mal als Patin die engagierte Sportlerin Hermine Krumbein.

Zur Abstimmung gelangen Sie hier – es erwarten Sie dabei auch attraktive Gewinne: https://wahl.bsn-ev.de

Portrait von Hermine Krumbein – zwischen vollem Fokus und der Freude am Moment

Zwölf Hundertstelsekunden – so viel, oder besser, so wenig trennte Hermine Krumbein von einem noch größeren Erfolg. Für die 21-Jährige Para Ruderin vom RK Normannia Braunschweig/Team BEB ist das aber absolut kein Grund, traurig zu sein. Zusammen mit ihrem Ruder-Partner Jan Helmich brachte sie bei ihren ersten paralympischen Spielen in Paris eine kleine Sensation zustande: die Bronzemedaille im Mixed Doppelzweier über 2000 Meter. „Nachdem wir beim letzten Weltcup schon Dritte geworden waren, war die Hoffnung auf Bronze in Paris auf jeden Fall da. So gesehen haben wir unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt“, sagt die Medaillengewinnerin zufrieden.

Hermine ist mit einer Seh-Einschränkung zur Welt gekommen. Medizinisch gesehen hat sie etwa fünf Prozent Sehvermögen. „Aber ich finde es schwierig, zu beschreiben, was ich sehe, weil ich es ja nicht anders kenne“, sagt sie. Konturen kann sie erkennen, sofern es deutliche Kontraste gibt. Helles Licht hingegen sorgt dafür, dass das Sehvermögen schlechter wird. Ähnliche Farben kann sie kaum unterscheiden. So war die Suche nach einer geeigneten Sportart nicht einfach. „Ich wollte einen Sport ausüben, der mich körperlich fordert und anstrengend ist“, erzählt sie. Bis dahin habe sie verschiedene Sportarten ausprobiert, war einige Zeit beim Schwimmen. „Aber viel lieber bin ich auf dem Wasser unterwegs“, betont sie. Ein „Pferdemädchen“ sei sie auch gewesen und habe getanzt. „Mit Freunden habe ich auch schon mal Fußball gespielt“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Letztlich fielen aufgrund ihrer Behinderung aber bei der Suche nach einer erfüllenden Sportart die meisten Ballsportarten weg. Mit 16 Jahren ist Hermine zum ersten Mal in ein Ruderboot gestiegen. Da ihr Bruder schon in Brandenburg, wo beide geboren und aufgewachsen sind, beim Rudern war, hat sie in dessen Ruderverein angefragt und kurze Zeit darauf gemerkt: Para Rudern ist genau das Richtige!

Den Bedingungen bei der WM getrotzt

Inzwischen ist Para Rudern nicht mehr nur das Richtige, sondern es genießt einen unglaublich hohen Stellenwert in Hermines Leben. Nachdem sie 2023 ihre internationale Klassifizierung erhalten hatte, ging es auf der Erfolgsleiter nur noch in eine Richtung: bergauf. Es folgten die Zusammenstellung ihres Bootes und vier Trainingslager, bevor sie im September zu ihrem ersten großen Wettkampf durfte – die Weltmeisterschaften, bei denen es zugleich einen Quotenplatz für Paris zu ergattern gab. „Die ersten Fünf im A-Finale sollten einen Quotenplatz bekommen. Realistisch gesehen, hatte ich aber eher mit einem Platz unter den ersten Acht geliebäugelt, um einen Kaderplatz zu erreichen.“ Am Ende kamen sie mit dem „furchtbaren Wetter und sehr welligem Wasser“ mit am besten zurecht und fuhren tatsächlich auf Platz fünf. „Das kam dann doch überraschend, aber war natürlich sehr cool“, sagt Hermine. Mit neuem Bootspartner konnte sie schließlich im Juni 2024 bei den Europameisterschaften ihre Leistung durch den Gewinn der Silbermedaille bestätigen. Der Lohn: die Nominierung für die Spiele in Paris.

„Das Besondere am Para Rudern ist nicht nur, dass das Training sehr vielseitig ist und man immer etwas Neues lernt. Besonders cool ist, dass ganz unterschiedliche Behinderungsarten zusammen in einem Boot sitzen können“, erzählt die Athletin. Zudem sei sie einfach das ganze Jahr über gern draußen – egal, wie das Wetter ist. Sieben Trainingseinheiten pro Woche absolviert sie normalerweise. In der unmittelbaren Vorbereitung auf die Paralympics waren es doppelt so viele. Ihr Duales Studium Digital Engineering Maschinenbau rückte in dieser Zeit ein wenig in den Hintergrund. Ihr Arbeitgeber unterstützte sie jedoch und hatte ihr für die Zeit der Paralympics Sonderurlaub gewährt. Auch die Professoren an der Hochschule erklärten sich bereit, ihr Unterlagen digital zur Verfügung zu stellen. Ideale Voraussetzungen für den Erfolg!

Der Erfolg motiviert für 2025

„Es war eine besonders intensive Zeit mit allen aus dem Team“, sagt Hermine. Selbst einige Monate später gerät sie ins Schwärmen, wenn sie an die Spiele in Paris zurückdenkt. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir nach unseren Rennen in der ersten Woche noch bis zur Abschlussfeier bleiben durften“, sagt sie. Zusammen mit ihren Teamkolleginnen und -kollegen habe sie die Zeit genutzt, sich andere Sportarten anzuschauen und die Stadt zu erleben. „Das Coolste waren aber trotzdem unsere Rennen“, betont sie. Und die motivieren die Para Ruderin, um mit ihrem Ruderpartner auch in der kommenden Saison weiterzuarbeiten. „Die WM in Shanghai Ende September reizt mich sehr, auch weil ich noch nie in China war“, sagt sie. Bis dahin wird die Saison 2025 aus verschiedenen Weltcups und den Europameisterschaften bestehen. Und auch wenn Hermine den sportlichen Wettkampf liebt und hart dafür arbeitet, profitiert sie vor allem von einer ganz besonderen Eigenschaft. „Ich habe keine großen Träume, sondern vor allem viel Freude am Moment. Es gelingt mir, das zu machen, was mir Spaß macht. Die konkreten Ziele entstehen erst, wenn ich sehe, dass sie erreichbar sind. Vor allem will ich möglichst viel mitnehmen. Das gelingt mir gut und macht mich aktuell sehr zufrieden“, sagt sie mit Nachdruck.

Text: Heike Werner (BSN)

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