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Förderverein präsentiert Entwurf eines Blinden-Stadtmodells auf dem Ernst-August-Platz in Hannover
Wie schon zuvor in Braunschweig und Bremen schenken jetzt auch die hannoverschen Lions ihrer Stadt ein 3-D Stadtmodell, das unser Stadtzentrum für Blinde und Sehbehinderte durch Anfassen und Befühlen erlebbar macht. Der Künstler Felix Brörken aus Welver bei Soest stellt heute, am 18.12.2020 um 10 Uhr dem auftraggebenden Förderverein seinen in Kunststoff gefertigten Entwurf in der Originalgröße am späteren Standort eingangs der Bahnhofstraße zur Begutachtung und Freigabe vor. Auch die Presse, Vertreter der Stadt und Sponsoren sind dazu eingeladen.
Lions Clubs International ist eine weltweite Vereinigung mit über 1,4 Millionen Mitgliedern, die sich unter dem Motto „We serve“ durch Aktionen mit Herz und Hand für bedürftige Mitbürger und für die Anliegen der Gemeinschaft engagieren. Außer sozialen Zielen fördern die Lions auch kulturelle Projekte und setzen sich für Völkerverständigung, Toleranz, Bildung und Klimaschutz ein. Seit Helen Keller 1925 die Lions aufrief, „Ritter der Blinden“ zu sein, gehört der Kampf gegen die vermeidbare Blindheit und die Unterstützung für Sehbehinderte sozusagen zu ihrer DNA.
Das später in 10er Zinn-Bronze, sog. Goldbronze, im Wachsausschmelzverfahren hergestellte Modell bildet auf einer 1,60 m x 1,60 m großen Fläche unser Stadtzentrum vom Hauptbahnhof bis zum Neuen Rathaus wirklichkeitsgetreu im Maßstab 1:780 ab. Es wird auf einen 80 cm hohen Natursteinsockel gestellt und soll am 1. Juni 2021, dem Helen-Keller-Tag, eingeweiht und als Geschenk an die Stadt Hannover übergeben werden. Bürgermeister Thomas Hermann und die städtische Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, Andrea Hammann, unter deren Federführung das Projekt von Stadtseite entwickelt wurde, lassen sich den Entwurf zeigen.
Oberbürgermeister Belit Onay, der die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen hat, sagte aus diesem Anlass: „Ich bedanke mich herzlich im Namen der Landeshauptstadt Hannover für das Blinden-Stadtmodell, dass durch die großzügige Unterstützung des Lions-Fördervereins realisiert werden kann. Es ermöglicht eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und ist damit ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiven Stadt. Das Modell bietet durch die sehr plastische Gestaltung eine neue, sehr haptische Perspektive, die Stadt wahrzunehmen“.
Ein Projekt der hannoverschen Lions mit Unterstützung der Landeshauptstadt Hannover, der Bürgerstiftung Hannover, der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und vieler Bürger in der Region
Auftraggeber und Organisator ist der Förderverein Blinden-Stadtmodell. Ihm gehören Mitglieder der Lions Clubs Hannover-Eilenriede und Hannover-Wilhelm Busch an, aber auch viele weitere Lions aus den insgesamt 17 stadthannoverschen Clubs haben sich mit ihren Spenden beteiligt. Namhafte Förderer sind außer der Stadt Hannover vor allem die Bürgerstiftung Hannover, die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und die Dirk Rossmann GmbH.
Als Vorsitzender des gemeinnützigen Fördervereins erläutert Dr. Wolf-Rüdiger Reinicke: „Die Schenkung dieses 3-D Modells an die Stadt Hannover ist nicht nur eine sinnvolle Maßnahme zur integrativen Teilhabe von Menschen mit Behinderung, sondern steigert als touristische Attraktion am Eingang zur Innenstadt auch deren Qualität. Innenstädte und Quartiere sind Orte der Begegnung. Wir wollen so einen Beitrag zu einer lebenswerten Innenstadt leisten, die für alle Bewohner und Besucher gleichermaßen erlebbar ist.“
Initiator und Vorbereiter dieses Projekts war der kürzlich verstorbene frühere Distrikt-Governor Dr. Madan Arora. Seit über 20 Jahren galt sein Einsatz „Sight First“, der Blindenhilfe in allen Formen. Sei es für das Blinden-Ausbildungszentrum im indischen Kerala, für die Aktion „Blinde fahren Auto“ oder die Sammlungen zum Bau von Augenkliniken in Afrika. Die Schaffung eines 3-D Stadtmodells für Blinde war für ihn eine Herzensangelegenheit. Deshalb hatten auch seine Ehefrau Hiltrud und sein Sohn Patrick Arora anlässlich der Trauerfeier zu Spenden für die Blindenhilfe aufgerufen und sagen: “Wir sind sehr gerührt von der starken Anteilnahme so vieler Menschen und danken allen, die mit kleinen und großen Zuwendungen dazu beigetragen haben, dass dieses Herzensprojekts unseres Ehemanns und Vaters realisiert werden kann.“
Die Bildhauer-Werkstatt Broerken befindet sich in einem kleinen Renaissance-Wasserschloss bei Soest in Westfalen. Egbert Broerken begann vor über 20 Jahren mit der Fertigung bronzener Blinden-Stadtmodelle. Er entwickelte mit Schülern und Lehrern der Westfälischen Blindenschule in Soest die optimale Tastbarkeit der Modelle und mit der Bronzegießerei ein spezielles Verfahren für die filigranen Erläuterungen in Blindenschrift. Die Stadtmodelle erstehen im Wachsausschmelz-Verfahren, einer alten handwerklichen Kunst, die Detailtreue und Unverwüstlichkeit der bronzenen Reliefs garantiert. Egbert Broerken gab seine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule für Design in Dortmund auf, um sich ganz der Kunst und Fertigung von Blinden-Stadtmodellen zu widmen, inzwischen zusammen mit seinem Sohn Felix, der nach seinem Studium in Münster nun in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Über einhundert Stadtskulpturen im In- und Ausland sind inzwischen im Atelier der beiden Künstler entstanden.
Nach der Schenkung übernimmt der Fachbereich Kultur der Stadt Hannover die Instandhaltung und Wartung des Blinden-Stadtmodells aus vorhandenen Haushaltsmitteln. Der städtische Fachbereich „Planen und Stadtentwicklung“ hat das Modell maßgeblich mitentwickelt. Der Standort wurde zentral am erweiterten Bahnhofsvorplatz und Beginn der Fußgängerzone gewählt, dass sowohl Menschen mit und ohne Behinderungen, insbesondere aber blinde und
sehbehinderte Menschen und ankommende Gäste das Modell gleich wahrnehmen können und sich schnell in der Innenstadt orientieren können. Der Ausschnitt der Geo-Information wurde so gewählt, dass die Menschen schnell einen Überblick aller relevanten Sehenswürdigkeiten und wichtigen Anlaufstellen erhalten. In Nord-Süd Achse zeigt das Modell vom Hauptbahnhof bis zum Neuen Rathaus, in Ost-West Achse vom Schauspielhaus bis zur Clemensbasilika. Der Sockel aus Naturstein wurde unter den Gesichtspunkten der Barrierefreiheit mit einem Unterschnitt gestaltet, damit Bürger*innen problemlos mit einem Rollstuhl nah an das Modell heranfahren können. Auf einer Tafel am Sockel werden auch die Auftraggeber und Sponsoren gewürdigt.
Kontakt:
Förderverein Blinden-Stadtmodell
Dr. Wolf-Rüdiger Reinicke, Vorsitzender
Tel. 0172 – 9 27 28 68
Fax: 0511 – 57 66 81
mail@ra-reinicke.de